Werteposter sind wertlos, wenn die Mitarbeitenden täglich das Gegenteil erleben
Unternehmen heben ihre vermeintlichen Vorzüge gerne mit Hilfe von Anzeigen, Werbeplakaten oder Postern hervor, das gilt für ihre Produkte genauso wie für ihre Unternehmenskultur. Gerade im Kampf um Top Talente schmücken sich Arbeitgeber gerne mit Eigenschaften wie „Teamplayer“, „flache Hierarchien“ oder „dynamisches Arbeitsumfeld“. Was aber, wenn die angepriesenen Vorteile sich in der Realität nur als schöne Marketing-Floskeln herausstellen? Immer mehr Mitarbeitende reagieren äußerst genervt auf dieses Bullshit-Bingo – und quittieren es entweder mit Kündigung oder bewerben sich gar nicht erst.
Mittlerweile gehört es in vielen Unternehmen zum guten Ton, die eigenen Vorzüge nicht nur in Stellenanzeigen in den Himmel zu loben, sondern sie auch in der internen Kommunikation bzw. bei der Gestaltung der Firmenräume hervorzuheben. Und so finden sich dort dann bunte Werteposter, die Vertrauen, Wertschätzung und Teamgeist promoten. Manche Posterslogans bringen es sogar bis zum Bildschirmschoner.
Dumm nur, wenn das, was im Arbeitsalltag passiert, so gar nicht zu den Postern passt. Wenn Vertrauen als Top-Wert auf den Plakaten angepriesen wird, während den Mitarbeitenden täglich Misstrauen entgegengebracht wird und Kontrollwahnsinn herrscht, kann von einer Vertrauenskultur wohl kaum die Rede sein. Und wenn den Mitarbeitenden das Wort Wertschätzung von jeder Wand entgegenspringt, sie aber weder wahrgenommen noch geschätzt werden, ist das nur als blanker Hohn zu bezeichnen. Gleiches gilt für angepriesene Gestaltungsfreiräume, während im Arbeitsalltag nur stumpfes Befolgen von Anordnungen gefragt ist. Die Liste ließe sich beliebig fortsetzen
Inflationäres Bullshit-Bingo fördert Fluktuation und erschwert Recruiting
Solche erlebten Widersprüche am Arbeitsplatz sind nicht nur frustrierend für die Mitarbeitende, sondern sie schüren auch Misstrauen und Zynismus gegenüber diesen vermeintlich „ach so tollen“ Arbeitsbedingungen. Begriffe wie Vertrauen, Eigeninitiative, Wertschätzung verlieren ihre positive Bedeutung und werden stattdessen eher sarkastisch als leere Floskeln angesehen. Und dieser Vertrauensverlust gegenüber den Unternehmen schwächt ihre Position als Arbeitgeber maßgeblich – sowohl bei den Beschäftigten als auch bei den potenziellen Bewerbern.
Kein Wunder also, dass sich Berufstätige laut einer Umfrage der Plattform meinestadt.de weniger Phrasen und mehr Infos in Stellenanzeigen wünschen. So empfinden die Befragten vor allem folgende Floskeln als inhaltsleer: „großer Gestaltungsspielraum“ (58,1 Prozent), „dynamisch wachsendes Arbeitsumfeld“ (57,7 Prozent) und „flache Hierarchien“ (56,6 Prozent). Die Folge: Stellenanzeigen mit solchen Formulierungen werden zu echten Bewerbungskillern.
Gleiches gilt für den Einsatz von Begriffen wie Alleskönner, Teamplayer, Hands-on-Mentalität oder „Work hard, play hard“. Eine Befragung der Online-Bildungsplattform Preply hat gezeigt, dass sie zu den nervigsten Worthülsen in Stellenanzeigen gehören, die potenzielle Bewerber:innen nicht mehr lesen wollen.
Unternehmenskultur lebt nicht von Worthülsen, sondern vom erlebten Arbeitsalltag
Und was bedeutet das nun für die Praxis? Ganz einfach: Taten zählen mehr als Worte. Eine positive Unternehmenskultur entsteht nicht dadurch, dass man sie niederschreibt und in Form von bunten Slogans propagiert. Sie wird vielmehr durch die tatsächlich geschaffenen Rahmenbedingungen und das tägliche Erleben am Arbeitsplatz definiert.
Bevor Sie als Unternehmen also wieder viel Budget in die Zusammenstellung und das Design von Wertepostern stecken, nutzen Sie Zeit und Geld lieber für eine drastische Veränderung Ihrer Führungskultur und der Arbeitsgegebenheiten. Finden Sie mit Hilfe einer Mitarbeiter-Befragung heraus, welche Dinge bei Ihnen im Argen liegen und steuern Sie mit entsprechenden Maßnahmen gegen. Denn nichts überzeugt und motiviert Mitarbeitende mehr als eine wertschätzende Behandlung, konstruktives Feedback und vor allem das tatsächliche Erleben der gepriesenen Werte.
Wie sich diese Dinge umsetzen lassen, finden Sie unter: https://bubenundmaedchen.de/